Toskana Urlaub im Herbst - die besten Aktivitäten

Autor: Philipp Loermann
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Die Toskana ist bei Weitem nicht nur ein Sommerziel. Ganz im Gegenteil: Viele Stärken spielt die Region erst im Herbst so richtig aus.

Gleich vorweg gesagt: Was in der Toskana als Herbst gilt, würde man nördlich der Alpen getrost noch zum Spätsommer zählen. Baden kann man bis in den Oktober hinein (sogar so manches Halloween wurde in der Toskana schon am Strand verbracht), und auch das Mit-Aperol-Spritz-auf-der-Terrasse-Sitzen wird auch im Herbst gerne noch praktiziert. Hinzu kommt, dass auch in den kalten Monaten die Temperaturen vergleichsweise mild sind und es immer wieder überraschend sonnige Tage gibt – ideale Bedingungen für folgende Aktivitäten.

Baden in natürlichen Thermalquellen

Saturnia

Keine Region Italiens hat so viele Thermen zu bieten wie die Toskana. Und wahrscheinlich auch keine so spektakuläre. Als Beispiel mögen die Thermen von Saturnia dienen. Unterhalb des gleichnamigen Dorfs sprudelt 37 Grad warmes, türkisblaues Wasser aus dem Boden, schlängelt sich als kleiner Fluss durch die Landschaft und ergießt sich dann in ein Gebilde aus Wasserfällen und natürlichen Becken. Kein Baumeister hätte sich eine so schöne Thermalanlage ausdenken können wie sie hier die Natur geschaffen hat. So badet man (übrigens kostenlos) unter freiem Himmel in Badewannen-artigen Becken und lässt sich den Nacken von Wasserfällen massieren. Und das bei jedem Wetter. Eigentlich ist das Erlebnis sogar noch eindrucksvoller, wenn es möglichst kühl ist – dann steigen geheimnisvolle Dampfschwaden von dem heißen Thermalwasser empor. Das Saturnia-Wasser hat übrigens nachgewiesene heilsame Eigenschaften für Haut, Muskeln, Knochen und Atemwege; schon römische Legionäre heilten darin ihre Kriegswunden.

Bagni San Filippo

Ein Stückchen weiter nördlich, im Val d’Orcia, bietet sich in den Thermen von San Filippo ein ähnlich wunderliches Schauspiel dar. Hier war es unter anderem Lorenzo de‘ Medici, der sich die wohltuenden Eigenschaften des bis zu 48 Grad heißen Wassers angedeihen ließ. Und auch in San Filippo sammelt sich das warme Nass in natürlichen Becken, die zu jeder Jahreszeit zu einem Bad unter freiem Himmel einladen. Die vom Wasser gebildeten Kalkablagerungen haben bizarre Kreationen hervorgebracht. Die größte davon wird „Balena Bianca“, der „weiße Wal“ genannt, ein riesiger Kalkfelsen, der in Form und Farbe an Moby Dick erinnert.

Bagno Vignoni

Unter den Thermalorten darf Bagno Vignoni nicht unerwähnt bleiben, ebenfalls im Val d’Orcia gelegen. Anstelle eines Dorfplatzes befindet sich im Zentrum des Orts ein 49 mal 29 Meter großes Thermalbecken – weil dort 52 Grad heißes Wasser auf natürliche Weise aus dem Boden sprudelt. Baden darf man in dem Becken zwar nicht, sehr wohl jedoch etwas außerhalb des Ortskerns im Parco dei Mulini, im Park der Mühlen. Denn das Wasser wurde einst in Kanäle geleitet, und von den so entstandenen Bächen wurden noch bis in die 1950er-Jahre Mühlen angetrieben. Heute fließt das Wasser einen Abhang hinab und sammelt sich in einem Becken, wo Einheimische und Touristen zu jeder Jahreszeit baden.

Durch zauberhafte Dörfer spazieren

Mit Bagno Vignoni ist bereits eines der hübschesten toskanischen Dörfer genannt. Doch es gibt noch viel mehr davon. Eigentlich muss man sich richtiggehend anstrengen, um eine Ortschaft zu finden, die nicht den Zauber von engen Gässchen, alten Steinhäusern und entzückenden Plätzen versprüht. Zu den berühmtesten Dörfern zählen San Gimignano (aufgrund der vielen Geschlechtertürme „Manhattan des Mittelalters“ genannt), Montepulciano (Heimat des Vino Nobile di Montepulciano), und Montalcino (ebenfalls für seinen Wein berühmt, den Brunello). Besonders spektakulär ist zudem Pitigliano in der Maremma, ganz im Süden der Toskana: Der Stadtkern ist auf einem Tuffsteinsockel errichtet, wobei die Kellergeschosse in den Fels gegraben wurden. Fast scheint es, als sei die Ortschaft von selbst aus dem Untergrund gewachsen. Oder Montemerano, in unmittelbarer Nähe der bereits erwähnten Saturnia-Thermen gelegen: ein so stimmiges Ensemble von mittelalterlichen Piazze, Palazzi und gepflasterten Gassen, als sei es eigens dazu entworfen worden, um Touristen zu beeindrucken. Gleich, welche Dörfer man besichtigt – eine entspannte Atmosphäre wird man überall erleben. Und der Herbst mit seinen milden Temperaturen (weder zu heiß noch zu kalt) ist die perfekte Jahreszeit für Dorfspaziergänge. Zudem sind gerade die kleinen, scheinbar unbedeutenden Ortschaften angenehm arm an Touristenfallen. Eine schlechte oder überteuerte Trattoria wird man dort kaum finden.

Kulinarische Feste besuchen

Apropos Dörfer und Essen: Der Herbst ist die Jahreszeit, in der die meisten „Sagre“ stattfinden. Eine Sagra ist ein kulinarisches Dorffest, das meist im Zeichen einer bestimmten lokalen und saisonalen Spezialität steht. So gibt es eine Sagra di Cinghiale (Wildschwein), etwa in Capalbio; eine Sagra del Porcino (Steinpilz), etwa in Arcille; oder eine Sagra della Castagna (Kastanie), etwa in Arcidosso. Wer mit offenen Augen durch die Dörfer streift, entdeckt immer wieder Plakate, die Ort und Datum aktueller Sagre verkünden. Auf diesen Dorffesten geht es meist sehr rustikal zu, das Essen ist in aller Regel sehr gut und günstiger als im Restaurant, und ein Rahmenprogramm aus Musik, Tanz und Verkaufsständen ergänzt das kulinarische Erlebnis. Eine Sagra ist für die jeweiligen Dorfbewohner schon fast ein Pflichttermin und lockt auch etliche Einheimische aus den umliegenden Dörfern an.

Wein- und Olivenernte miterleben

Ein Grund für die vielen Sagre im Herbst ist die Tatsache, dass zu dieser Jahreszeit viele Früchte Erntezeit haben. Allen voran natürlich der Wein und die Oliven. Weinlese ist meist im September und wird natürlich mit eigenen Festen gefeiert. Oft wird zu diesen Gelegenheiten „Novello“ ausgeschenkt, der erste aus der Ernte hergestellte Wein. Dieser ist weniger für den Handel bestimmt (dafür schmeckt er einfach noch zu unfertig) als vielmehr für den unkomplizierten Genuss in der Familie und unter Freunden. Im November sind dann die Oliven reif und werden zu Öl gepresst, das ebenso auf diversen Events verkostet, genossen und gefeiert wird. Olivenbäume zu haben und daraus sein eigenes Öl zu gewinnen, ist in den ländlichen Gebieten der Toskana das Normalste der Welt. So bieten auch manche Agriturismi an, bei der Olivenernte mitzumachen und sich „sein“ Öl mit nach Hause zu nehmen.

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Wandern durch Postkarten-Landschaften

Via Francigena

Fast unnötig zu erwähnen, dass der Herbst in der Toskana sich mit seinen ausgeglichenen Temperaturen anbietet zum Wandern. Zu den schönsten Routen gehört die Via Francigena, eine mittelalterliche Pilgerstraße, die durch die Toskana nach Rom führt. Eigentlich handelt es sich sogar um ein ganzes Netz an Wegen, das heute sehr gerne von Radfahrern und Wanderern genutzt wird. Die Via Francigena ist sehr gut ausgeschildert und führt durch so wunderschöne Landschaften wie die Crete Senesi, das Val d’Orcia oder die Maremma.

Chianti

Wenn man von schönen Landschaften spricht, muss auch der Name Chianti fallen. Das Weinbaugebiet, das den gleichnamigen Rebsaft hervorbringt, ist im Herbst schon deshalb am schönsten, weil die Weinernte in vollem Gange ist. Und zwischen den endlosen Hügeln mit Rebzeilen bewegt man sich in Wanderschuhen von Weingut zu Weingut. Einige der schönsten Touren sind der Sentiero di Brolio (am besten mit Halt im Brolio-Schloss), der Sentiero dell’Alto Chianti, der Sentiero di Meleto und der Anello di Radda in Chianti.

Vie Cave

Von ganz anderem Reiz, aber ebenso imposant zum Wandern sind die sogenannten „Via Cave“ in der Maremma. Dabei handelt es sich um Canyon-artige Hohlwege, die vor gut zweieinhalb Jahrtausenden vom antiken Volk der Etrusker in den weichen Tuffstein gehauen wurden. Niemand weiß genau, warum diese eigenartigen, oft mehr als zehn Meter tiefen Straßengräben angelegt wurden, doch religiös-rituelle Motive scheinen am wahrscheinlichsten. Heute ist es ein beinahe mystisches Erlebnis, auf diesen geheimnisvollen Pfaden inmitten haushoher Felswände zu wandeln. Die Vie Cave befinden sich im sogenannten Tuffsteingebiet rund um die Dörfer Pitigliano, Sorano und Sovana und sind gut ausgeschildert.

Die passenden Ferienhäuser, Villen und Wohnungen für den Urlaub im Herbst in der Toskana finden Sie hier.


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