Porto Santo Stefano in der Toskana – malerisch und mondän zugleich

Autor: Philipp Loermann
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Was Porto Santo Stefano so bezaubernd macht? Das ist die außergewöhnliche Lage in einer sich am azurblauen Meer kurvenreich schlängelnden Bucht. Die elegante neue Promenade mit vielen Bars und guten Restaurants.

Die steinerne Sitzbank unter Palmen am Ufer, auf der man mit Nichtstun ganze Stunden verbringen kann. Die in Rosa, Gelb und Terrakotta gefärbten Fassaden der auf dem Berghang des Monte Argentario errichteten Häuser, die das Abendlicht so sanft widerspiegeln. Die mit Pinien bewaldeten Hügel ringsherum. Und der kleine Yachthafen Porto Vecchio mit den auf den Wellen schaukelnden Booten...

Staunen und Nachdenken

Bis zu diesem Punkt liest sich meine Schilderung, als läge eine bunte Postkarte vor mir, die ich in Erinnerung an schöne Ferientage in Porto Santo Stefano aufbewahrt habe. Und so ist es auch!

Aber ich erinnere mich auch an den Schock, ja so muss ich das sagen, der mir widerfuhr, als ich zum ersten Mal erlebt habe, wie ein zunächst in weiter Ferne winzig erscheinendes Schiff sich der Bucht näherte, immer größer wurde, und nicht etwa draußen vor Anker ging, sondern als mehrstöckiger Koloss frech im winzigen Hafen festmachte. Diese protzigen Jachten vorwiegend russischer Oligarchen überragen selbst die vier- bis fünfstöckigen Häuser am Ufer und versperren die Sicht auf den hübschen Ort oder das Meer. Sicher, man bestaunt diese schwimmenden Ungetüme. Aber man ärgert sich auch. Sie stören ungemein, weil sie in ihrer Überdimension die Umgebung förmlich zusammenquetschen, erdrücken. Venedig und die riesigen Kreuzfahrtschiffe? Ein Déjà-vu! Pech hat derjenige Besucher, wenn während seines Aufenthalts gleich mehrere dieser Monsterjachten vor Porto Santo Stefano liegen. Das passiert. Zwar sind diese nach wenigen Tagen wieder verschwunden, doch das ist nur ein kleiner Trost. Dann atmet man förmlich auf, irgendwie erleichtert, und wird sich zugleich bewusst, wie die gesamten Folgen des Tourismus -auch der eigene Urlaub- diese kostbare Kultur- und Naturidylle um den Monte Argentario bedrohen. 

Badelust

Noch kann man im glasklaren Wasser schwimmen, schnorcheln und tauchen, wenn man eine der sauberen, aber steinig-sandigen  Badebuchten, die meistens unterhalb der Steilküsten liegen, erobert hat. Der Zugang zum Strand ist oft mit Kletterpartien verbunden, es geht über zerklüftete Felsen hinunter zum Wasser. Für kleinere Kinder und betagte Urlauber ist so ein Abstieg beschwerlich und gefährlich, aber Jugendliche und junggebliebene Erwachsene haben ihren Spaß dabei und machen es wie die Italiener selbst. Die bringen übrigens Proviant mit, denn nur wenige Buchten sind auch bewirtschaftet, und verbringen mit der Familie den ganzen Sonntag am Strand. Badeschuhe nicht vergessen! Darüber hinaus gibt es kleine, aber ebenfalls sehr charmante Stadtstrände.

Seefahrer auf Probe

Sehr zu empfehlen ist eine Bootspartie entlang der Küstenlinie. Man mietet im Fischerhafen Porto del Valle von Porto Santo Stefano oder in Porto Ercole, den beiden Hauptorten der Halbinsel Monte Argentario, ein Motorboot zu einem bezahlbaren Preis (für die kleineren Deckliner wird kein Motorbootführerschein verlangt, der ist erst ab 40 PS und wenn Sie sich weiter als 6 sm von der Küste entfernen, vorzuweisen) und tuckert gemütlich von Bucht zu Bucht. Wo es einem gefällt, geht man vor Anker, springt ins Meer, schwimmt an den Strand und nimmt ein Sonnenbad. Zurück auf dem Boot packt man das mitgebrachte Picknick aus und genießt die herrliche Aussicht. Ein wunderbarer Ferientag. Entschleunigung pur!

Organisierte ganztägige Bootsausflüge werden im Hafen angeboten. Der Käptn steuert die schönsten Stellen zum Baden und Schnorcheln an, zwischendurch gibt es was Leckeres zu essen und für den Spaß der Kinder ist auch gesorgt.

Für ambitionierte Taucher und Einsteiger machen mehrere Tauchschulen auf dem Monte Argentario passende Angebote und verleihen auch die entsprechende Ausrüstung.

Wer einen Ausflug zur ca. 30 km entfernten Insel Giglio unternehmen möchte, dem rate ich zur Fähre, die in der Hauptsaison mehrfach am Tag zwischen Porto Santo Stefano und Giglio verkehrt. Der Preis für eine einfache Überfahrt beträgt ca. € 15.00 , die Fahrt dauert ungefähr 1 Stunde. Mit der Fähre ist die Überfahrt viel gemütlicher als mit einem kleinen Boot, das bei unerwartet auftretendem Wind und höherem Wellengang auf dem offenen Meer unangenehm ins Rollen kommt...

Auch zur Naturschutzinsel Giannutri ist eine Fähre unterwegs.

urlaub in porto santo stefano

Mehr Meer in der Südtoskana

Die Existenz von Porto Santo Stefano ist ohne das Meer undenkbar. Bereits auf römischen Landkarten sind mehrere Häfen am Monte Argentario eingezeichnet, doch Porto Santo Stefano ist erst seit dem 14. Jh. dokumentiert, als der Hafen Marinestützpunkt der Republik Siena war. Zum Schutz vor Piraten wurden in der ersten Hälfte des 15. Jhs. mehrere Küstenwachtürme oben auf den Bergen der Halbinsel erbaut. Vom Torre Argentiera aus, in der Nähe von Porto Santo Stefano, hat man einen tollen Blick auf die massive Festung Fortezza spagnola oberhalb des Ortes, die zu Beginn des 17. Jhs. von den spanischen Besatzern errichtet wurde. Da diese das ehemalige Fischerdorf zum militärischen Stützpunkt und für ihre Handelsflotte ausbauten, wurde die Entwicklung zu einer mittelalterlichen Stadt angestoßen. Nach einer von zahlreichen Wechseln gekennzeichneten Herrschaft fiel Porto Santo Stefano 1860 dem italienischen Nationalstaat zu. Seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts ist der Tourismus der bedeutendste Wirtschaftszweig, die Fischerei ist nur noch ein Nebenerwerb. Der Aufstieg des Ortes in der Toskana und des Yachthafens, wo die Schiffe vornehmer Italiener liegen, ist übrigens einer Frau aus der berühmten Agnelli-Familie zu verdanken. Susanna Agnelli, die Schwester des Fiat-Magnaten, die sich zunächst eine Villa in Porto Santo Stefano bauen ließ, wurde später sogar Bürgermeisterin der Comune Monte Argentario.                    

Sollten Sie das Glück haben, sich rund um den 15. August in Porto Santo Stefano aufzuhalten, dann werden Sie die fröhlichen Feierlichkeiten rund um das historische Wettrudern, den Palio Marinaro dell’Argentario miterleben. Vier Boote treten gegeneinander an, jedes repräsentiert einen der vier Stadtteile. Der Legende nach erinnert das Bootsrennen an Fischer, die auf der Flucht vor Piraten um ihr Leben ruderten, um diesen zu entkommen.

Bummeln und Schlendern

Zum Einkaufen im großen Stil ist Porto Santo Stefano kaum geeignet. Shoppingqueen wird man hier garantiert nicht. An der Promenade gibt’s zwar Mode und allerlei Krimskrams, auch Souvenir-Geschäftchen fehlen nicht, und wenn man Bikini, Badehose oder Strandlatschen vergessen hat, wird man hier schon Irgendwas finden.

Viel interessanter ist der täglich stattfindende kleine Fischmarkt, wo eine gute Auswahl frischer Ware angeboten wird. Jeden Dienstagvormittag ist am Hafen Markttag. Obst, Gemüse, Kräuter, Backwaren und andere Lebensmittel werden zum Kauf angeboten. Man an findet auch Stände mit Haushaltswaren und Billig-Klamotten. Ehrlich gesagt, wenn Sie den Markt verpassen, ist das nichts, worüber Sie sich grämen müssten.

Hingegen sollten Sie auf keinen Fall einen Spaziergang durch die Altstadt ausfallen lassen. Hier ist Italien noch so, wie man es als deutscher Urlauber in den 50er Jahren kennengelernt hat. Nur ist es in den engen Gassen, die teilweise über Treppen den Hang hinaufführen, picobello sauber und aufgeräumt. Was uns heute so authentisch anmutet, ein altes Städtchen wie aus einem Guss, ist tatsächlich nach dem Zweiten Weltkrieg im borgo-Stil wieder aufgebaut worden. Am schönsten ist es hier abends, wenn nach der Siesta das Leben zurückkehrt und Menschen auf den Sträßchen unterwegs sind. Im öffentlichen Wohnzimmer der Stadt, auf dem großen zentralen Platz Piazzale dei Rioni, mitten auf der Uferpromenade, treffen sich bei Einbruch der Dämmerung junge und alte Einwohner zum Plausch, so wie es seit jeher Tradition in dörflichen Gemeinden ist. Dabei lässt man sich von den Touristen nicht stören, die die umliegenden Bars und Restaurants bevölkern.

Gönnen Sie sich vor dem Abendessen einen Aperitivo, nehmen Sie Platz an einem der vielen Tischchen im Freien. Blicken Sie aufs toskanisch Meer, auf die tanzenden Lichter der Nacht. Sie machen Ferien, Sie haben endlich Zeit!

Einige Restaurantempfehlungen in der toskanischen Hafenstadt:

 


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