Sorano, mittelalterliches Flair in 380m Höhe

Autor: Philipp Loermann
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Das mittelalterliche Städtchen Sorano thront hoch oben auf einer langen Tuffsteinnase. Zu einer Farbsymphonie in Grautönen verschmelzen Naturstein und Architektur. Wie verzaubert reagiert der Besucher auf den ursprünglichen Charme dieses eigenwilligen Ortes.

Unverfälschter Eindruck

Ein Höhepunkt der Besichtigungstour durch die Maremma in der Toskana ist das mit viel Feingefühl restaurierte Sorano. Die sensible Instandsetzung des Ortes berücksichtigt sogar die Farbe der zahlreichen Satellitenschüsseln! Damit das mittelalterliche Gesamtbild nicht gestört wird, müssen die etwa 3700 Einwohner diese in einem unauffälligen Braunton streichen, der mit den rotbraunen Dachziegeln harmoniert. Dieser Trick funktioniert perfekt. Zusammen mit vielen weiteren Details ist eine behutsame Restaurierung der Altstadt gelungen. Besucher erleben auf ihrem Rundgang eine nahezu authentische historische Stadtarchitektur und tauchen in die unverfälschte Atmosphäre des Ortes ein. Alles ohne Schnickschnack, ohne kitschige Andenkenläden!

Einnehmend, aber niemals eingenommen

Wie Pitigliano und Sovana wurde auch Sorano auf hohem Tuffsteinfelsen erbaut und geht auf eine ursprünglich von Etruskern in vorchristlicher Zeit gegründete Siedlung zurück. Unter den Römern war das südtoskanische Gebiet der Maremma, ehemaliges Sumpfgebiet, völlig unbedeutend. Erst als im Mittelalter einflussreiche Adelsgeschlechter ihre Machtgebiete festigten, wurden imposante Burgen und Festungsanlagen auf den Hügeln errichtet. Ein solches Bollwerk ist auch in Sorano zu bestaunen, die Fortezza Orsini aus der Mitte des 16. Jhs. mit einem viel älteren Turm (10. Jh.). Nach umfassenden Restaurierungsarbeiten beherbergt diese militärische Anlage aus der Zeit der Renaissance heute ein kleines, aber komfortables Hotel. In einem anderen Gebäudetrakt ist ein Museum untergebracht. Nicht nur von hier aus, sondern auch von der Plattform des auf der anderen Seite der Stadt gelegenen Masso Leopoldino hat man eine fantastische Sicht auf das Umland. Man muss keine Adleraugen haben, um dunkle Löcher im entfernten Gestein zu entdecken, etruskische Grabhöhlen. Und in früheren Zeiten erspähten Soldaten auf diesem Ausguck sich der Stadt nähernde Feinde. Den natürlich gewachsenen Fels ließ Herzog Leopold II von Lothringen Ende des 18. Jhs. bearbeiten und zu einer Festung ausbauen. Das zusätzlich noch von einer Stadtmauer umgebene Sorano war so gut gesichert, dass es niemals eingenommen wurde. Ein weiteres Relikt aus dieser kämpferischen Vergangenheit ist das untere Stadttor Porta dei Merli mit schönem Wappen. Heutzutage der beliebte Selfie-Point in Sorano!

Ein Spaziergang durch die Altstadt ist wirklich lohnenswert. Entlang der gewundenen Gassen und über ausgetretene Treppen führt der Weg nach oben, vorbei an steinernen Portalen, verwitterten Haustüren aus Holz und malerischen Winkeln. Reizvolle Fotomotive findet man reichlich. Auch ein Abstecher in das winzige altjüdische Viertel rund um die Via del Ghetto ist bereichernd.

Spaziergang Sorano

Ausspannen und Ruhe finden

Wer sich nach dem Auf und Ab im hügeligen Städtchen ausruhen möchte, dem empfehle ich das RISTORANTE FIDALMA mit netter Außengastronomie (+39 0564 633056). Es befindet sich an der Piazza Busatti direkt neben dem massigen Steintor, durch das man ins Innere des historischen Zentrums von Sorano gelangt. Von den luftigen Restaurantterrassen aus lassen sich das historische Ambiente und der beeindruckende Blick ins Tal in aller Ruhe genießen.

Mehrmals im Jahr veranstalten die Einheimischen kleine Stadtfeste, wie zum Beispiel das „Festa della Prosciutto“ – das Schinkenfest. Hier werden zu fairen Preisen lokale Spezialitäten vom Grill, selbstgemachte Pasta, Käse und leckere Weine angeboten. Darüber hinaus spielt oftmals eine Band und für Tanzbegeisterte gibt es immer auch eine Möglichkeit den Abend schwungvoll zu genießen.

Für diejenigen Urlauber, deren Sinn nach seelischer und körperlicher Entspannung strebt, hält Sorano eine Überraschung bereit. Die TERME DI SORANO (Location Filetta / +39 0564 633306) liegt etwas außerhalb des Ortkerns. In dieser Wellness-Oase bleibt kein Wunsch offen. Die geschmackvollen Außenanlagen mit mehreren Schwimmbecken laden zum Verweilen ein, im Day Spa wird man verwöhnt, Alltagssorgen lassen sich in der Sauna vergessen. Das angegliederte Restaurant hält eine abwechslungsreiche Speisekarte bereit. Benvenuto in paradiso!

Geheimnisvolle Orte

Für geschichtlich Interessierte bietet sich ein Besuch der Citta Perduta di Vitozza (Verlorene Stadt Vitozza) in 6 km Entfernung von Sorano an. Christliche Einsiedler bewohnten bis ins 18. Jh. ungefähr 200 Höhlen der ehemals etruskischen Felsenstadt oder benutzten die Grotten als Grabstätten. An manchen Höhlenwohnungen stehen noch die Namen der früheren Bewohner. Aus heutiger Sicht kaum vorstellbar, dass Vitozza im Mittelalter eine lebhafte Stadt war mit mehreren tausend Einwohnern, mit einer Burg und christlichen Kirchen... Heute ist Vitozza eine verlassene Geisterstadt. Einen wahrhaft mysteriösen Ort erreicht man nach einem ca. einstündigen Spaziergang über das Gelände, die Colombari di Sorano. Ob es sich bei den flaschengroßen Öffnungen in der Grottenwand tatsächlich um einen etruskischen Taubenschlag handelt? Oder sind es doch eher Urnengräber? Keiner weiß es genau, die Forscher streiten sich noch über die endgültige Antwort. Eines der vielen ungelösten Rätsel um das untergegangene Volk der Etrusker! Die gesamte Area Archeologica di Vitozza ist ein von den berühmten vie cave, den etruskischen Hohlwegen durchzogenes Gebiet. Für Wanderungen sollte man Getränke und Proviant einpacken und feste Schuhe anziehen.


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