Castiglione della Pescaia - die Stadt am Meer

Autor: Philipp Loermann
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Castiglione della Pescaia hat etwa 7000 Einwohner und liegt in der Nähe von Grosseto, der Hauptstadt der Maremma, circa zwei Stunden von Florenz entfernt.

Eine mittelalterliche Burg, verwinkelte Altstadtgassen, mondäne Geschäfte und anspruchsvolle Gastronomie. Ein weitläufiger, traumhafter Strand sowie ein alter Fischereihafen, wo man den Fang frisch vom Boot bekommt… Das Städtchen hat viele Facetten und jede einzelne davon würde reichen, um Castiglione della Pescaia in die Liste meiner absoluten Lieblingsorte aufzunehmen. Mindestens einen Tag in dieser wunderschönen Stadt oder an einem ihrer Strände zu verbringen, gehört deshalb zu jedem Urlaub in der Südtoskana dazu.

Der Strand "mitten" in der Stadt

Der kilometerlange hellgelbe Sandstrand schenkte mir sofort ein Glücksgefühl, als ich die charmante Kleinstadt erstmals kennenlernte. Als Urlauber mit „Sitz“ im Landesinnern war Castiglione della Pescaia für mich zunächst „nur“ ein Badeort an der Küste, umgeben von Pinienhainen und ideal für einen Tagesausflug ans Mittelmeer. Nach einer Autostunde war ich bereits angekommen und konnte mich auf dem herrlichen Stadtstrand niederlassen. Gerahmt von steilen Felsen auf der einen und einer Bucht auf der anderen Seite ist dieser Küstenabschnitt ein echter Höhepunkt der Region Maremma! Die mit der Blauen Flagge ausgezeichnete Wasserqualität und das seichte Ufer ziehen besonders Familien mit Kindern an. Beliebt ist der gepflegte und bewirtschaftete Strand bei Italienern und Touristen. Auch verschiedene sportliche Aktivitäten werden überall am Strand angeboten, sodass man jederzeit zwischen Erlebnis und Entspannung frei entscheiden kann. Liegen, Sonnenschirme und Umkleidekabinen können gemietet werden. An der unlängst renovierten hübschen Strandpromenade reihen sich beidseitig belebte Cafés, einfache Trattorien und elegante Restaurants auf. Man kann auf von Meeresluft umwehten Terrassen oder drinnen geschützt hinter Glas sitzen, das Strandleben beobachten, sich an dem Line Dance der bunt gestreiften Sonnenschirme erfreuen und den Blick über das glitzernde Wasser bis hin zum Horizont schweifen lassen… Und nebenbei von morgens bis abends das vielfältige kulinarische Angebot genießen.

Essen & Trinken

Direkt an der Promenade ist u.a. das Strandbad Bagno Somalia mit leckeren Fischgerichten zu kleinen Preisen empfehlenswert. Deutlich anspruchsvoller hinsichtlich Qualität und Preisniveau ist das Restaurant Sopra Lo Skipper, auf der Promenade gegenüber dem Strandbad Lo Skipper gelegen. Ebenerdig befindet sich die Bar mit Terrasse, darüber das geschmackvoll modern eingerichtete Restaurant, dessen Glaswände den Blick auf das Meer freigeben. Am besten sitzt man an warmen Sommerabenden oben auf der wunderbaren Panoramaterrasse und genießt von hier aus den Sonnenuntergang. Dazu ein kühles Glas Wein und vielleicht die köstlichen Spaghetti Vongole ? Oder lieber den „catch oft the day“? Die Atmosphäre ist entspannt, das Personal freundlich und aufmerksam, das Essen schmackhaft. Uns hat es gefallen! Unbedingt vorher reservieren! Viel bodenständiger geht es im am Ortseingang gelegenen Ristorante Pizzeria Le Dune zu. Zu der 70er Jahre Einrichtung aus dunklem Holz passen die klassischen weißen Tischdecken und die überwiegend älteren Gäste, darunter viele Einheimische. Typisch italienische Speisen, z.B. Minestrone, Spaghetti al pomodoro oder Bistecca werden hier zu moderaten Preisen serviert. Wer die einfache bürgerliche Küche Italiens in ruhiger Umgebung probieren möchte, der ist hier richtig. Wer hoch hinauf will, muss sich schon ein bisschen anstrengen. Das Restaurant und die dazugehörende Pizzeria Posto Pubblico dei f.lli Cech e Bottega sind nämlich in einem uralten Bruchsteinhaus im Bezirk der mittelalterlichen Burganlage untergebracht. Über der Stadt thronend überragen diese historischen Gemäuer das ehemalige Fischerdorf. Oben angekommen, verzaubert den Gast nicht nur das authentische Ambiente, sondern auch Speisen und Getränke sind außergewöhnlich. Restaurantbetreiber sind zwei sympathische Brüder. Der eine schmeißt die Küche, in der frische regionale Zutaten verwendet werden, der andere ist für den Service und die erlesene Auswahl der Weine zuständig. Die Preise sind gehoben, die Portionen überschaubar. Aber das sechsgängige Menü für € 70,00 (2024) macht auch den hungrigen Feinschmecker satt. Die zurückhaltende Einrichtung im kleinen Lokal lässt einerseits die wuchtigen Steinmauern zur Geltung kommen und ermöglicht andererseits Einblicke in die Küche. Gegenüber im Freien sitzt man auf einer winzigen dreieckigen Piazza, die romantisch mit Lichterketten und Pflanzen geschmückt ist und gelegentlich sogar als Bühne für Livemusik fungiert. Auch hier muss man im Voraus buchen, denn die Zahl der Tische ist begrenzt. Bei einem Bummel durch die Altstadt entlang der Via della Libertà kommt man unweigerlich an der Pasticceria Caffetteria Lilli (Via della Libertà 5) vorbei. Kleine Törtchen und andere Leckereien, alle hausgemacht, sind verlockend in der Auslage dekoriert. Dazu gibt es gute italienische Kaffeespezialitäten. Ich finde Lillis Süßigkeiten unwiderstehlich! Nachmittags setze ich mich gern an ein draußen aufgestelltes Tischchen, um genüsslich eines der mit Vanillecreme gefüllten Cannelloni zu schmausen, begleitet von einem Espresso. Denn Cappuccino, Latte Macchiato etc. trinken die Italiener nur vormittags! Wie in ganz Italien üblich, bezahlt man sofort drinnen und nimmt selbst seine Bestellung mit an Theke oder Tisch.
gassen castiglione della pescaia maremma

Streifzug über historisches Pflaster

Der kleine rote Leuchtturm an der Mole von Castiglione della Pescaia ist ein beliebter Fotospot. Bei einem Abendspaziergang im Hafenviertel beobachtet man ankommende Fischerboote und schnuppert würzige Seeluft. Von hier aus hat man eine fantastische Sicht auf die malerische Silhouette der Stadt und ist beeindruckt von den mächtigen Festungsmauern der Burg aus dem 12. – 14. Jh., die von einem Felsen aus den Ort überragt. Über enge Gassen und mittelalterliche Treppenaufgänge mit Schwibbögen führt der Weg durch die Altstadt hinauf zur Rocca (Burg). Diese wurde von der Seefahrer-Republik Pisa erbaut, während die Pisaner vom 10.Jh. bis zum Beginn des 15. Jhs. den Hafen kontrollierten. Danach fiel Castiglione della Pescaia der Medici-Republik zu, ab 1569 dem Großherzogtum Toskana, anschließend gehörte es für ca. 150 Jahre zu Habsburg-Lothringen und seit 1860 regiert hier der italienische Staat. Der Aufstieg in die historische Oberstadt, die ein dreieckiger wuchtiger Mauerring umschließt, wird mit einem weiten Blick von der Aussichtsplattform unterhalb des bewohnten Turms belohnt. Man sieht nicht nur den Ort, sondern ebenfalls die Insel Giglio und den Monte Argentario im Süden. Das Panorama nimmt auch den von Nord nach Süd durch die Landschaft fließenden Bruna auf, der das Fischerstädtchen zweiteilt und beim Hafen ins Meer mündet. Die Maremma war ursprünglich ein sumpfiges, wegen Malaria nicht bewohntes Küstengebiet. Erst die Großherzöge der Toskana aus dem Haus Habsburg-Lothringen setzten im 18. Jh. und 19. Jh. erfolgreich Maßnahmen zur Entwässerung durch. Nach der Trockenlegung der Region breitete sich allmählich Landwirtschaft aus und seit dem 19. Jh. siedelten sich Fischer in Castiglione della Pescaia an. Auf dem Weg hinunter kommt man an mit Blumenkübeln hübsch geschmückten Haustüren vorbei und freut sich auf ein Gelato im Café. Wer mehr Abwechslung vom Strandleben sucht, für den ist das Sightseeing nicht beendet. Man kann noch die romanische Taufkirche Pieve di San Giovanni Battista aus dem 11.Jh. sowie einige gut restaurierte Palazzi besichtigen.

Was Castiglione della Pescaia so beliebt macht

Lange Zeit habe ich mich mit meiner Urlaubsgruppe bei Besuchen in Castiglione della Pescaia vor allem am Strand und am Hafen aufgehalten. Als wir endlich auch die Altstadt entdeckt hatten, die sich den Hügel bis zur Burg hinaufwindet, war es Liebe auf den ersten Blick. Wir flanierten durch die mittelalterlichen Gassen mit ihren charmanten Geschäften und ausgezeichneten Restaurants und waren wie verzaubert von den freundlichen Menschen, der Atmosphäre und dem einzigartigen Flair dieses Ortes. Deshalb bin ich mir sicher: Wer die Toskana liebt und Castiglione della Pescaia noch nicht kennt, hat die einzigartige Chance, hier einen seiner Lieblingsorte zu entdecken. Außerdem ist Castiglione della Pescaia ein hervorragender Ausgangspunkt für Ausflüge in die berühmten toskanischen Städte und Dörfer Arezzo, Montepulciano, Siena und Florenz. Auch sind Wanderungen durch die hügeligen Landschaften und Sumpfgebiete beliebte Aktivitäten in der Maremma. Auf den Hügeln von Punta Ala, einer kleinen Landzunge nördlich vom Ortskern Castiglione, zieht der traumhaft gelegene Golfclub „Punta Ala“ Spieler an und die Marina von Punto Ala ist der größte Yachthafen am Thyrrhenischen Meer. Zahlreiche Wassersportarten bieten dem Urlauber Unterhaltung, auch eine Segelschule ist vor Ort und feine Sandstrände laden zum Baden und Sonnenbaden ein.
le mortelle weingut toskana

Ein architektonisches Highlight – das Weingut Antinori „Le Mortelle“

Wenn Sie in der Gegend von Castiglione della Pescaia sind, dann dürfen Sie sich einen Besuch dieses außergewöhnlichen Weinguts „Le Mortelle“ ganz in der Nähe nicht entgehen lassen. Antinori Weine werden weltweit geschätzt. Eine Visite mit Führung durch die ultramoderne Kellerei und die anschließende Verkostung exzellenter Weine, deren Trauben auf den umliegenden Hügeln angebaut werden, ist ein besonderes Erlebnis. Auf den 170 ha Weinbergen werden primär Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc angebaut, hinzu kommen jüngere Anpflanzungen von weißen Varietäten wie Vermentino, Ansonica und Viognier sowie ein kleiner Anteil von Carménère. Die Kellerei befindet sich zu einem großen Teil unterirdisch, um die Auswirkungen auf die Umwelt so gering wie möglich zu halten. Verbaut wurden die natürlichen Materialien Holz, Glas und Stein, und zwar so, dass die temperaturausgleichende Wirkung des Felsgesteins in tieferen Bodenschichten genutzt wird. Der unterirdische Baukörper in zylindrischer Form gliedert sich in drei Ebenen. In seinem Inneren werden alle verschiedenen Phasen des Prozesses der Weinerzeugung ausschließlich in "kaskadierender" Technik durchgeführt: von der Aufnahme der Trauben über die Vinifikation, von der Lagerung bis zur Alterung in Barriques auf der unter der Erde liegenden Ebene. Dieses Verfahren ohne Nutzung von Pumpen bedeutet sowohl eine Energieeinsparung als auch eine höhere Qualität. Nicht nur wegen einiger Flaschen des Rotweins Botrosecco, die ich als Ferienmitbringsel im Kofferraum nach Hause transportierte , sondern auch wegen der außergewöhnlich eleganten Architektur dieser Kellerei bleibt mir „Le Mortelle“ in lebhafter Erinnerung.

Folgend noch einige persönliche Restaurant Empfehlungen vor Ort:

Modernes Restaurant in wundervoller Lage
Posto Pubblico f.lli Cech
Via dell’Amore 1, 58043 Borgo Castiglione della Pescaia
https://postopubblicocech.com/

Tolles Restaurant in familiärer Atmosphäre
Ristorante Il 13
Via Montebello, 13 – 58043 – Castiglione della Pescaia
Telefono: 0564935477
https://www.ristoranteil13.it/

Sehr schönes Strandbad und gutes Restaurant direkt am Wasser (etwas außerhalb)
Bagno Le Canucce
Via G. Puccini, 18 Loc. Riva del Sole – 58043 Castiglione della Pescaia
https://www.bagnolecannucce.it/ristorante-castiglione-della-pescaia/

Gutes Fischrestaurant direkt an der Strandpromenade:
Sopra Lo Skipper
Via Roma 30, 58043 Castiglione della Pescaia
Telefono: +39 366 418 8666

Etwas außerhalb, aber die Anreise lohnt sich
Trattoria da Grazia
Sp158, Km. 18, 58043 Pian di Rocca GR, Italien
Telefono: +39 328 122 5698
https://www.lasassicaiaagriturismo.it/it/trattoria-da-grazia/


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