Nationalpark in der Maremma „Parco Regionale della Maremma“

Autor: Philipp Loermann
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Nationalpark Maremma – Lust auf Natur pur. Es gibt sie noch, diese scheinbar unberührt von der Zivilisation existierenden Orte, die dem Naturliebhaber ein besonderes Erlebnis ermöglichen.

Der wundervolle Parco Regionale della Maremma ist einer davon. Das wilde Naturschutzgebiet besteht seit 1975, umfasst eine Fläche von ca. 100 Quadratkilometern entlang der südtoskanischen Küste, dem Thyrrenischen Meer.

In historischen Wäldern leben Damwild und Wildschweine. Seltene Tiere wie Steinmarder und Wildkatzen lassen sich im felsigen Gelände entdecken. Durch das abwechslungsreiche Naturreservoir führen verschiedene Wander- und Radtouren, Badespaß am Naturstrand inklusive. 

Drei unterschiedliche Landschaftszonen mit beeindruckender Flora und Fauna

Die Natur selbst hat im Maremma Nationalpark für reichlich Abwechslung gesorgt: Wälder und Wiesen, baumbestandene Hügel und Meeresstrand variieren das Areal zwischen Principina Mare im Norden und Talamone im Süden. Auf Streifzügen durch das Gelände durchquert der Wanderer bewirtschaftete Weiden und Pinienwälder nahe dem Dorf Alberese. In Alberese befinden sich auch das Besucherzentrum des Naturparks und Parkplätze. Am besten lässt man das Auto hier stehen und radelt zum Marina di Alberese, dem legendären Naturstrand.  Auch ungeübte Radfahrer schaffen locker die 9 km lange Strecke über eine asphaltierte Straße ohne Steigung.

Rechts und links dehnen sich eingezäunte Wiesen aus, auf denen Pferde und das Maremmana Rind grasen. Diese spezielle Rinderart ist mit großen gekrümmten Hörnern ausgestattet. Bewacht werden die Herden von weißen, zunächst zutraulich wirkenden Schäferhunden mit welligem Fell. Der Maremmano genannte Hütehund mit Prägung auf die ihm anvertrauten Tiere arbeitet quasi selbstständig. Er wird jeden Eindringling verjagen und eventuell sogar angreifen, um seine Herde zu schützen. Vorsicht ist geboten!

Nicht gefährlich, aber doch spannend für den Zuschauer ist die Arbeit der Bútteri, der maremmanischen Cowboys. Diese Hirten zu Pferde begleiten seit jeher ihre Herden und befreiten verirrte Tiere aus den ehemaligen Sümpfen. Erst der beim Volk beliebte Leopold II, Großherzog der Toskana, ließ ab 1828 die Sümpfe um sein Gut Alberese trockenlegen und verbesserte so die  Lebensverhältnisse der von Malaria geplagten Küstenbewohner. Seit der Trockenlegung der Maremma ist der Beruf der Bútteri zwar risikoärmer geworden, jedoch ein Knochenjob geblieben. Im Mai werden die drei Jahre alten, wild aufgewachsenen Maremma Pferde von erfahrenen Bútteri erstmals zugeritten. Ihre Kunstfertigkeit kann man besonders gut auf dem im August stattfindenden Torneo dei Bútteri, einem folkloristischen Turnier, bewundern. Tickets bitte rechtzeitig reservieren.

Sumpfgebiete, flache Seen und kleine Dünen finden sich im Mündungsdelta des Ombrone bei Principina (Gemeinde Grosseto). Sogar Fischadler wurden vor 15 Jahren in diesem Biotop wieder angesiedelt, nachdem die Greifvögel aufgrund von Umweltgiften im gesamten Mittelmeerraum nahezu ausgestorben waren. Ein großer Erfolg für den Erhalt der Artenvielfalt!

Viele andere Vogelarten sind in den Feuchtgebieten des Ombrone zuhause, auch gefährdete Arten wie Blauracke und Häherkuckuck finden hier geeignete Brutgebiete. Aufgrund der außergewöhnlichen Vielfalt in diesem Gebiet richtete man eine Vogelbeobachtungsstation ein und ein Naturlehrpfad informiert über die Entstehung der Sumpflandschaft. In den Entwässerungskanälen leben Schildkröten, die sich gern am Ufer sonnen. Zur Freude der Kinder sind die kleinen Reptilien gar nicht scheu!

Das gesamte Schutzgebiet des Maremma Nationalparks ist heutzutage ein weitgehend naturbelassenes intaktes Ökosystem und infolgedessen ein Vogelparadies. Um die außergewöhnliche Vogelpopulation mit teilweise selten gewordenen Tieren zu schützen, sind längere Abschnitte der schönen Küste für Menschen gesperrt.

Aber mehrere Kilometer des traumhaften Sandstrands von Alberese haben Wanderer und Badefreunde für sich. Schwimmen, Sonnenbaden, Faulenzen – alles erlaubt an dem naturbelassenen Ufer, wo die Wellen viel Treibholz anspülen. Die bizarr geformten Holzstücke sind bestens geeignet, um ein schattenspendendes Dach zu errichten. Denn Sonnenschirme gibt es an diesem Strand nicht! Keine Liegen, keine Bar!  Nur Himmel, Wasser, Sand... und das seltene Gefühl, dem Ursprung ganz nahe zu sein.

Bis ins Landesinnere überragt schließlich der 400 m hohe langgezogene Gebirgszug Monti dell´Uccellina die Wildnis. Seine Hänge sind von dem typisch mediterranen Buschbewuchs, der immergrünen Macchia Vegetation bedeckt und Steineichenwälder breiten sich aus. Hier und in den Pinienwäldern leben Wildschweine, Stachelschweine und Füchse. Mit ein bisschen Glück begegnet man vielleicht einem Hirsch.

Von Neandertalern, Mönchen und Piraten

Langweilig wird es dem Besucher im Maremma Nationalpark nicht. Neben der Schönheit der Natur erlebt der Wanderer auch Geschichte und Geschichten der Südtoskana. Da die Gegend bereits seit der Altsteinzeit (vor ca. 12.000 Jahren) besiedelt ist, finden sich infolgedessen an vielen Stellen des Naturparks kulturelle Relikte aus verschiedenen Epochen. Hinweise auf die ehemaligen Bewohner, z.B. Werkzeuge von Neandertalern, menschliche Schädel und Gräber der Bronzezeit entdeckte man in mehreren prähistorischen Höhlen. Diese sind größtenteils zugänglich und stellen sich heute als Orte der Ruhe dar.

Aber nicht immer war die Region Maremma so friedlich, wie sie gegenwärtig erscheint. Im Jahr 1101 gründeten Benediktiner eine Abtei, die im 14. Jh. aufgrund von Streitigkeiten zwischen Pisa und Siena zu einer Festung ausgebaut wurde. Nach ihrem Sieg ließen die Sienesen diese abreißen, nur Teile der Klosterkirche sowie der Vierungsturm blieben erhalten. Auf dem Wanderweg A1 kommt man an dieser auf einem Bergsattel gelegenen Abteiruine von San Rabano vorbei. Der in der Nähe des romanischen Klosters stehende Turm, Torre dell´ Uccellina (14. Jh.), im 16. Jh. auf 22 m erhöht, hat eine Aussichtsplattform, die zu erklimmen sich lohnt. Von oben überblickt man weit das Land und hat auf der anderen Seite eine herrliche Sicht aufs Meer. Also ist das imposante Bauwerk nur als Bellevue, wegen der schönen Aussicht geschaffen worden? Ein Irrtum, wenn man das glaubt. Vielmehr handelt es sich um einen Wachposten in der langen Kette von Wachttürmen entlang der Küste. Denn Piraten auf Beutezug machten im Mittelalter die Küstenregion unsicher und überfielen Dörfer. Um die Bewohner rechtzeitig vor der Landung der Seeräuber warnen zu können, waren von dem Wachposten aus Meer und Horizont unter ständiger Beobachtung. Was damals eine verantwortungsvolle Aufgabe war, ist für Urlauber zum Freizeitvergnügen geworden.

Eintritt und Information

Zum Schutz der Tiere ist der Zutritt zum Maremma Nationalpark geregelt (Hunde sind verboten!). Nach Regenfällen oder bei großer Hitze sind bestimmte Bereiche / Wege vorübergehend gesperrt. Das Wanderwegenetz ist übersichtlich und gut beschrieben, gleiches gilt für die Radwege.

Im Besucherzentrum kauft man ein Ticket und erhält dazu kostenlos eine Karte, auf der das Wegenetz markiert ist (Centro Visite di Alberese, Via Bersagliere, 7/9 - Alberese (Gr) / Tel. +39 0564 393238 / E-mail: centrovisite@parco-maremma.it). Zusätzliches Infomaterial wird zum Kauf angeboten. Man kann den Nationalpark auf eigene Faust erkunden oder sich für eine geführte Wanderung entscheiden. Auch Reitausflüge oder Kanutouren sind möglich, müssen jedoch vorgebucht werden.

Da es im Sommer oft zu heiß wird, plant man den Besuch des Naturschutzgebiets am besten für den Frühling oder Herbst. Zu jeder Jahreszeit muss man Getränke und Proviant selbst mitbringen, da es auf dem gesamten Gelände keine Restaurants usw. gibt. Und auf jeden Fall sind Wanderschuhe empfehlenswert!

Auf der Website des Nationalpark Maremma findet man weiterführende Informationen; Angebote und Veranstaltungen aufgelistet nach Termin (https://www.parco-maremma.it/en).

Einige Restaurant Empfehlungen in der Umgebung:

Osteria Il Mangiapane 
Str. Cerretale, 1, 58100 Grosseto GR, Italien 
Tel.: +39 340 534 5770

Frank & Serafico
Str. Spergolaia, 58100 Alberese GR, Italien
Tel.: +39 0564 418491
Website: frankeserafico.com

Ristorante da Remo
Via Provinciale per Alberese 59, 137 Localita, Str. Giuncola, 58100 Grosseto GR, Italien
Tel.: +39 0564 405014
Website: https://en.ristorantedaremo.com/

La Scafarda Pizzeria 
Via del Fante, 58100 Alberese GR, Italien
Tel.: +39 0564 412587


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